Stückmann live

Unsere weiterwachsende Basis

 

Herr Engel, Herr Kirchner, wie haben Sie das Jahr 2022 für sich als HLB Stückmann wahr­genommen?

Dietmar Engel: Das vergangene Jahr war für uns spannend, herausfordernd, aber auch mit viel Freude verbunden. Unsere Mandantschaft jongliert mittlerweile gefühlt vier, fünf Krisenbälle auf einmal. Da sind Geschwindigkeit und Flexibilität von uns
gefragt und da ist man als Dienstleister, als Berater an der Seite des Mandanten; genau so verstehen wir unsere Aufgabe.

Alexander Kirchner: Blickt man zurück auf die Situation der letzten Jahre, so haben wir das Gefühl, dass Corona – mindestens aktuell – keine große Rolle mehr im Alltag spielt – weder in der Gesamtbevölkerung noch bei dem Großteil unserer Mandantschaft. Aber das Thema wurde abgelöst durch andere Krisenthemen, z. B. bei den Produktionsunternehmen, die nun mit der Lieferkettenproblematik zu kämpfen haben. Die meisten unserer Mandanten haben dies aber gut im Griff – es ist schon erstaunlich, wie gut die ostwestfälische Wirtschaft durch die Corona- Krise gekommen ist.

 

Würden Sie denn sagen, dass sich einfach Krise an Krise reiht, dass sich das, was wir in der akuten CoronaZeit erlebt haben, jetzt wiederholt?

DE: Nein, das ist schon etwas anderes. Wir haben jetzt ja mit den Themen Ukrainekrieg, mit Klima und Energie gleich ein ganzes Krisenbündel. Nehmen Sie etwa das Thema Energie. Viele unserer Mandanten haben da langfristige Kontrakte, die fahren bei so einem wichtigen Thema nicht nur auf Sicht. Dennoch ist man sich bewusst: Da passiert etwas, das kann eng werden. Also greifen sie zu den ganz klassischen Mechanismen – Sicherung der Liquidität, vorsichtige Besetzung offener Stellen, abgestuftes Investitionsverhalten –, ohne in Panik zu verfallen.

AK: Spannend wird es schon jetzt für die Möbel- und Automotivbranche, für die Bauindustrie. Da spielen ganz viele Faktoren zusammen, die die Zukunft nicht rosig aussehen lassen. Aber auch sonst wissen unsere Mandanten: Dieser Winter wird aller Voraussicht nicht das Problem. Aber der folgende, der kann wirklich fordernd werden.

 

Wie können Sie als Berater in solchen Situationen agieren, vielleicht sogar helfen?

AK: Wir stehen an der Seite unserer Mandanten und begleiten dortige Maßnahmen. Die Mandanten helfen sich zunächst einmal, wenn sie eine gewisse Größe haben und professionell aufgestellt sind, häufig selbst und durch eigene Mittel. Sie benötigen uns aber an vielen Stellen mit Zahlen, wirtschaftlichen Einschätzungen, Strukturierungsideen etc. Im derzeitigen Hauptproblem vieler Mandanten, namentlich Rohstoffknappheit und Kostensteigerungen, können wir Hilfe aber nur begrenzt leisten.

DE: Am Ende ist das ein partnerschaftliches Zusammenarbeiten. Wenn es um Fördermöglichkeiten geht, dann helfen wir weiter. Wenn Zahlen für Banken bestätigt werden müssen, sind wir da. Wir arbeiten dann sehr nah mit den Mandanten zusammen und genau darin sehen wir unsere Rolle. Wir spüren aktuell, dass die Mandanten den Sparringspartner brauchen. Hier ist es in der Marktwirtschaft wie im Sport, für das Training braucht man jemanden, der die Spannung hochhält. Genau diese Position nehmen wir ein.

 

Und wirken sich die steigenden Zinsen negativ auf die Geschäfte Ihrer Mandanten aus?

AK: Aktuell noch nicht, aber das wird in den kommenden Monaten bestimmt anziehen. Es gibt aber sehr viele Unternehmen im Westfälischen und Lippischen, die das Thema Banken gar nicht kennen, die also auch von steigenden Kreditzinsen nicht wirklich betroffen sind. Da ist es schon erfreulich, dass die Negativzinsen abgeschafft worden sind.

DE: Das Zinsniveau ist ja aktuell immer noch eins, mit dem der Unternehmer gut arbeiten kann; hier sind Investitionen in der Regel immer noch rentabel. Bei den Konsumenten sieht es sicherlich ganz anders aus. Wenn sich steigende Zinsen weiter auf die Konsumfreude auswirken, dann wird natürlich mittelfristig auch die Industrie leiden.

AK: Derzeit gibt es aber auch Themen, die uns und die Unternehmen viel stärker beschäftigt haben. Ob Energiepreispauschale oder Inflationsausgleich, immer war die Frage: Wie organisiert man das eigentlich? Das Gleiche betrifft die Grundsteuererklärungen.
Mit sehr viel Aufwand haben wir hier ein eigenes Expertenteam zusammengestellt, um gut und effizient beraten zu können. Denn die Grundsteuererklärung ist gerade für gewerbliche Mandanten kompliziert, weil häufig gemischt genutzte und viele Grundstücke vorhanden sind. Auch das hat uns 2022 stark beschäftigt.

 

"Die Mandanten benötigen uns an vielen Stellen mit Zahlen, wirtschaftlichen Einschätzungen und Strukturierungsideen"

Es stellt sich ja heute so dar, als gerieten wir von der einen in die nächste Krise. Nehmen das die Mandan­ten, die Sie betreuen, auch so wahr?

DE: Die Unternehmen jonglieren drei, vier Bälle gleichzeitig. Wobei das ja für einen Unternehmer eigentlich Alltag ist. Dass dies nun alles Krisenbälle sind, ist dann doch neu. Natürlich hoffen viele von ihnen auf ein Nachlassen der aktuellen Krisenszenarien. Auch, weil man sich bewusst ist, dass schnell wieder etwas Neues, Ungemütliches entstehen kann. Das Thema China ist so ein Risiko, das gerade in allen Köpfen herumspukt und bei dem wir als Berater nur den warnenden Zeigefinger heben können. Aber, um im Bild zu bleiben:
Unsere Mandanten wissen, dass es mal ein Krisenball weniger wird, den sie sich in die Tasche stecken, aber noch lange nicht zurück ins Körbchen legen können. Wir alle müssen uns darauf einstellen, dass die Krisenanzahl auch mittelfristig größer als eins sein wird.

AK: Es ist dennoch anders als in der Wirtschaftskrise 2008/ 2009. Da war die Stimmung insgesamt in der Wirtschaft schlecht, weil die Erwartungen ungewiss waren. Es fehlte an Liquidität. Niemand wusste, wie die kommenden Jahren werden. Heute ist das anders.
Unsere Mandantschaft nimmt die Zeit als herausfordernd wahr. Aber die Perspektiven, die Stimmungen sind besser. Ich glaube, das gilt – entgegen vieler Unkenrufe aus allen möglichen Bereichen – auch insgesamt für die Bevölkerung, nicht nur für Unternehmen und Unternehmer.

DE: Der Unterschied zu damals ist, dass es den Unternehmen in der Finanzkrise an Liquidität fehlte. Heute sind Kassen und Auftragsbücher voll, die Zahlungsmoral passt, auch wenn sie gerade etwas abnimmt. Wollen wir hoffen, dass es so bleibt. Dennoch sagen wir den Mandanten immer wieder, dass fehlende Liquidität gerade jetzt schnell der Anfang vom Ende sein kann. Genau darauf sollte man in Krisenzeiten sein Augenmerk lenken.

Jetzt haben wir so viel über Krisen Ihrer Mandanten gesprochen; wie sieht es denn bei Ihnen, bei HLB Stückmann, aus?


AK: Wir sind zufrieden, konnten wir doch auch in 2022 weiterwachsen; in 2022 haben wir 32 neue Kolleginnen und Kollegen fest eingestellt. Parallel dazu hatten wir so wenige Abgänge wie seit Jahren nicht mehr. Offensichtlich gelingt es uns, unseren Mitarbeitern eine gute Arbeitsatmosphäre zu bieten. Wir hatten eine hohe Auftragslage, sind damit durch die Bank weg gut ausgelastet, aber eben nicht permanent überlastet gewesen. Dies spiegelt uns zumindest unser internes „Stimmungsbarometer“ wider.

DE: Es zahlt sich jetzt aus, was wir seit Jahren im Bereich Personal machen. Die gute Arbeit am Markt, an den Hochschulen, in der Außendarstellung. Wir haben sogar mehrere ehemalige Kollegen, die zu uns zurückgekehrt sind. Darüber freuen wir uns ganz besonders; das ist eine Auszeichnung für uns als Arbeitgeber.

AK: Wir haben schon vor einiger Zeit das Projekt Employer Branding aufgesetzt, bei dem wir als Arbeitgeber viel Wert auf Transparenz und Wertschätzung des Einzelnen legen. Man kann uns bewerten, wir machen Umfragen, stellen uns einem Arbeitgebersiegel – all das ist mit Inhalten gefüllt, nicht einfach nur ein Werbeslogan. Und diese Authentizität spüren unsere Kolleginnen und Kollegen auch.

 

"Wir arbeiten intensiv daran, dass man gerne ins Büro kommt; ein Ort, wo man seine Kolleg innen und Kollegen gerne und länger trifft."

Im Vorjahr, in CoronaZeiten, sind viele von Ihnen ins Homeoffice gewechselt. Hat sich hier etwas in 2022 geändert?

AK: Wir sind mittlerweile in einem sehr gut funktionierenden Hybrid-Modell, bieten weiterhin volle Flexibilität an. Jeder kann für sich – natürlich im Team abgestimmt – entscheiden, wie viel er im Home office arbeitet. Die Quote liegt aber etwa bei nur 35 – 40 Prozent, was uns zeigt: Unsere Leute wollen auch mal wieder im Büro sein.

DE: Wir arbeiten auch intensiv daran, dass man gerne ins Büro kommt; ein Ort, wo man seine Kolleg innen und Kollegen gerne und länger trifft. Wir haben auch ganz aktuell über die Wärmesteuerung in den Büros nachgedacht und wissen: wir investieren ins Gebäude, in die Aufenthaltsqualität. Unsere Bibliothek, die wir faktisch nicht mehr analog haben und benötigen, bauen wir um, um hier ungezwungen zusammensitzen zu können. Wir wollen keine Eventkultur, aber das Gefühl vermitteln, dass es gut ist, ins Büro zu kommen.

AK: Trotz alledem muss man auch sagen: Homeoffice funktioniert weiterhin gut. Es ist auch attraktiv für Bewerber, dass wir da so flexibel sind. Es gibt einfach Tätigkeiten, die muss man nicht abstimmen, bei denen ist es egal, wann sie durchgeführt werden. Da bieten wir die ausreichende Flexibilität. Daneben wollen wir aber auch jedem einen persönlichen Arbeitsplatz bieten, auf dem man z. B. sein Familienbild
aufstellen und auch über Nacht stehen lassen kann. Bei uns weiß jeder, wo er am nächsten Tag sitzt und arbeitet. Für uns ist das eine Art Wertschätzung. Wir wollen dort nicht die letzten Euros einsparen. Diese persönliche Wertschätzung ist auch der Grund, warum wir gerade noch mal rund 1.000 Quadratmeter neu dazugemietet haben. Eben nicht nur, weil es eng wurde, sondern um persönliche, individuelle Büros und Arbeitsplätze anbieten zu können.

Ist denn mit der jetzigen Mitarbeiterzahl das Ende Ihrer Planungen erreicht, oder würden Sie, wenn Sie sie finden, weitere 32 neue Kolleginnen und
Kollegen einstellen?


AK: Ja, das würden wir sofort machen und wir planen auch in 2023 mit weiteren Neueinstellungen. Wir sind jetzt mehr als 200 Mitarbeiter und die Zahl darf und soll weiterwachsen.

In 2022 haben Sie als HLB Stückmann den 90. Geburtstag gefeiert. Wie hat sich dieses besondere Jahr für Sie in der Rückschau dargestellt?


DE: Für uns war das ein besonderes Jahr mit vielen Höhepunkten. Mit dem Magazin hier ist uns ein wirklich guter Aufschlag in das Jubiläumsjahr gelungen. Dann haben wir finanziell 90 Gute Taten, eher kleiner Projekte, unterstützt, etwas, das hoffentlich im Kleinen helfen konnte, das in Erinnerung bleibt. Wir haben dann im Juni nach wirklich langer Zeit ein tolles Sommerfest im Bernstein mit sehr vielen Kolleginnen und Kollegen feiern können, hatten auch Glück mit dem Wetter – da passte einfach alles. Aber, das muss man
hinzufügen: Wir haben das 90. Unternehmensjahr zwar gefeiert, aber eben angemessen, typisch ostwestfälisch. Wir wollten unseren Geburtstag nicht verschweigen, aber auch nicht darin schwelgen. Ich glaube, da haben wir einen für alle unsere „Stakeholder“ aber auch unser Selbstverständnis passenden Weg gefunden.

AK: Man kann es vielleicht so formulieren. Die 90 Jahre spielten das ganze Jahr über eine Rolle, haben das Jahr aber nicht dominiert. Gleichzeitig muss man aber auch sagen: Wir sind jetzt 90 Jahre alt und das zeigt ja auch, dass wir schon in der Vergangenheit einiges richtig gemacht haben und heute noch richtig machen.

 

Neu in dieser langen Geschichte ist, dass Sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäf­tigen. Wie kam es dazu?

Dietmar Engel: Auslöser war ein Mandant von uns, der uns bei der Besprechung seines Nachhaltigkeitsberichts fragte: Was macht ihr eigentlich diesbezüglich? Kennt ihr euren CO2-Ausstoß? Da musste ich kurz inne- halten. Ich konnte sagen: Wir nutzen zu 100 Prozent Ökostrom, wir verfügen über eine E-Ladesäule. Aber unseren CO2-Fußabdruck als Unternehmen kannten wir nicht. Und das hat uns dann doch dazu gebracht, uns damit stärker zu beschäftigen.

Am Ende ist ein sehr guter Wert bei der CO2-Fußab­drucksbestimmung herausgekommen. Haben Sie das erwartet?

Dietmar Engel: Ein echtes Gefühl, wie wir liegen würden, hatte ich nicht. Wenn man sich überlegt, dass man als „private“ Person ungefähr 11 Tonnen CO2 pro Jahr „ausstößt“ und wir als Unternehmen am Ende bei nur 166 Tonnen gelandet sind, hat uns das doch sehr gefreut. Natürlich sind wir als Dienstleister nicht der große Verschmutzer, aber mit der Nutzung von 100% Ökostrom, dem Bezug von nachhaltig produzierter Fernwärme, dem Anbieten des Jobtickets und vielen weiteren Aktionen haben wir in der Vergangenheit augenscheinlich wohl schon vieles in die richtige Richtung bewegt.

Alexander Kirchner: Wir hatten die Gelegenheiten, die sich uns in der Vergangenheit geboten haben, einfach genutzt. Aber eben nicht als Projekt, nicht konzeptionell, sondern eher spontan. Heute freuen wir uns über den Wert, wissen aber auch, dass wir noch einiges tun wollen. Unser Ziel 2023 lautet daher ganz klar: Wir wollen klimaneutral sein.* Dazu gehört z.B. eine digitale Steuerung von Heizung, Klima und Licht. Doch bei einer ehrlichen Betrachtung unseres Unternehmens werden wir es natürlich nicht schaffen, alle Emissionen auf null zu reduzieren. Doch dort, wo wir nicht reduzieren können, wollen wir kompensieren.

Dietmar Engel: Wir kennen jetzt unseren CO2-Fußabdruck, würden das aber einfach auch gerne für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten. Das stärkt das Bewusstsein. Was wir aber als Unternehmen wollen, ist, das Siegel Klimaneutral zu erreichen. Das ist jetzt unser Ziel für das neue Jahr.* Neben einigen kleinen Stellschrauben erwerben wir hier auch Klimazertifikate, bei denen wir jetzt gerade die Auswahl treffen.

*Wir sind seit dem 1. Januar 2023 klimaneutral.