Stückmann live

Eine geht. Eine kommt.

Konnte man denken. Aber es ist eigentlich ganz anders.

Dabei hat Regina Schmidt, jetzt, wo Sie diese Zeilen lesen, HLB Stückmann in Richtung Ruhestand verlassen. Und Dr. Brigitte Hidding ihre E-Mail-Signatur verändert; Partnerin steht da jetzt. Von einer Nachfolge aber kann keine Rede sein, viel zu unterschiedlich sind die Bereiche, die die beiden verantworten, beziehungsweise verantworteten. Genauso unterschiedlich: Die beiden Persönlichkeiten, die sich nun nur im sehr übertragenen Sinne die Türklinke gegenseitig in die Hand geben.

 

Regina Schmidt

Die eine, Regina Schmidt, arbeitet schon seit 1979 in dem Beruf – und mehr als 20 Jahre lang als Partnerin bei HLB Stückmann in Bielefeld, ehe sie jetzt, zum Jahreswechsel, ihren Schreibtisch leer geräumt hat und in einen, wie sie sagt, nächsten Lebensabschnitt gewechselt ist. Wir besuchten die heute 67-Jährige im Spätsommer des vergangenen Jahres und nichts wirkte so, als sei bald Schluss mit der Arbeit. „Viele Mandanten, bei denen ich jetzt zum Abschlussgespräch, zum Tschüss-Sagen war, haben sich auch gewundert“, erzählt Regina Schmidt und muss selbst lachen. Komplimente tun auch ihr gut.

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, dass sie mehr als 40 Jahre lang in der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung arbeitete, liegt einerseits an einer verpassten Frist – und andererseits an der Hartnäckigkeit ihrer Eltern. „Als ich die mittlere Reife in der Tasche hatte, war für mich klar, dassich etwas anderes machen, nicht mehr zur Schule gehen wollte“, erzählt sie heute. Bei der Berufsberatung wurde schnell deutlich: Du kannst gut rechnen, dann geh doch zur Versicherung. Schlecht klang das nicht. Aber schlecht war, dass Regina Schmidt die Bewerbungsfrist verpasste und so ohne Ausbildungsplatz und unverrichteter Dinge wieder zur Berufsberatung gehen musste.

Die machte die neue Rechnung „Rechnen = Steuerfachgehilfin“ auf und so wurde der Berufsweg der jungen Frau in eine andere Richtung gelenkt. Allerdings hätte dieser Weg nach nur einem Tag schon beinah in einer Sackgasse geendet. „Ich musste an meinem ersten Tag nur Adressen auf Briefumschlägen korrigieren und war mir abends sicher: Ich gehe doch lieber wieder zur Schule. Meine Eltern sahen das aber anders und so habe ich dann doch in verkürzter Zeit meinen Abschluss gemacht und an der Fachhochschule in Bielefeld das Studium drangehängt.“

Direkt von der FH aus bewarb sie sich bei Bertelsmann, wollte dort im Unternehmenscontrolling für Beteiligungsgesellschaften arbeiten. Doch die Antwort nach dem erstaunlich langen Bewerbungsgespräch ließ länger auf sich warten als gedacht und so reagierte eine Bielefelder Wirtschaftsprüfungskanzlei schneller, war über einen Pressebericht auf Regina Schmidt und ihre sehr gute Abschlussnote aufmerksam geworden und unterbreitete ein Angebot, das die junge Absolventin begeistert annahm. Dass Bertelsmann ein paar Tage später anrief und zusagte? Schon damals Geschichte.

 
 

Bereits zu Beginn ihrer Karriere schätzte Regina Schmidt das Rundum-Betreuen, das Arbeiten mit den Kunden auf Augenhöhe. „Wenn mir auch heute noch ein Mandant sagt, dass er etwas verändern wolle, dass er meine Meinung dazu schätze, dann bereitet mir das unglaublich viel Freude“, so die HLB Stückmann-Partnerin.

Es folgten das Steuerberater und Wirtschaftsprüferexamen. Mit ihrer Arbeit wuchsen auch die Mandanten enorm und vor etwas mehr als 20 Jahren nahm sie einer von ihnen zur Seite, bat um Vertraulichkeit und meinte, es sei besser, sie würde sich ein anderes Umfeld, eine breiter aufgestellte Kanzlei suchen, um weiter vorwärtszukommen.


„Bei HLB Stückmann habe ich genau dieses Umfeld gefunden. Hier gibt es die Spezialisten, die ich in meine Projekte einbeziehen kann. Und gleichzeitig behalte ich den Gesamtüberblick und den engen Kontakt zu meinen Mandanten“


, erzählt die Wirtschaftsprüferin, die nicht nur zwei Kolleginnen, Anja Korczykowski und Susanne Wüstefeld, sondern auch so viel Arbeit als neue Partnerin zu HLB Stückmann mitnahm, „dass wir von Anfang an für unsere komplette Auslastung selbst gesorgt und das Umfeld voll ausgenutzt und zu schätzen gewusst haben“.

Eine dieser Spezialisten ist Dr. Brigitte Hidding. 44 Jahre alt, Juristin bei HLB Stückmann und BKS Rechtsanwälte, einer Schwestergesellschaft von HLB Stückmann. Auch sie: Eine Frau der Zahlen. Beide Eltern sind Ingenieure, vieles wurde ihr also in die Wiege gelegt. Aber am Ende sollte es eben nicht der Bau, sondern die Juristerei sein. Dies aber schon im Studium mit einem deutlich steuerrechtlichen Einschlag, mit der Orientierung hin zum internationalen Recht und dem Willen, beruflich an der Schnittstelle zwischen Recht und Steuern zu landen. Kein Wunder also, dass ihre Promotion sich mit steuerlichen Fragen der Organschaft beschäftigte, sie nach dem zweiten Examen in einer international tätigen Großkanzlei in Hamburg startete. „80 Prozent meiner Arbeit habe ich damals auf Englisch erledigt – und genossen“, sagt die, die nun, zum 1. Januar, zur angestellten Partnerin bei HLB Stückmann aufgestiegen ist. Angeheuert hat sie hier schon 2014, erst als Projektleiterin, später als Managerin. Warum sie Hamburg den Rücken kehrte? Weil sie dann doch jemand ist, der das Landleben (noch) mehr mag, der zurück in die Heimat, ins beschauliche Ennigerloh gezogen ist. Zusammen mit dem Ehemann, den drei Kindern, einem familiären Umfeld, das einfach passe. Zu ihr. Und ihrem Leben. Verändert hat sich beim Wechsel von der Hansestadt nach Bielefeld vor allem, dass „ich früher immer die Steuerspezialistin in einer Anwaltskanzlei war und jetzt die Rechtsspezialistin in einer Steuerkanzlei bin“. Geblieben ist, dass sie da angekommen ist, wo sie hinwollte: An die Schnittstelle, die dann greift, wenn es um M&A und Umstrukturierungen geht. Dann blüht sie auf, dann arbeitet sie sich tief, sehr tief, ein. Sie schätzt den Abwechslungsreichtum, das Team, das sie nun auch teilweise führt. Chefin sein?

 

Dr. Brigitte Hidding

„Da wachse ich rein, ganz sicher“, sagt Dr. Brigitte Hidding und freut sich darauf, als Mentorin jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das berufliche Rüstzeug mitgeben, sie weiterentwickeln zu können. Wer sie fragt, was sie denn nun sei, Rechts- oder Zahlenmensch, erntet erst einmal ein Lachen. Komme drauf an, wer fragt, antwortet sie. Denn wenn sie jetzt, hier, Zahlenmensch antworte, dann würde der ein oder andere Wirtschaftsprüfer wahrscheinlich schmunzeln. Erzählt die, die längst auch den Steuerberater im Titel trägt. Wer sich, wie sie, aber für beides interessiere, der frage nicht nach Entwederoder. Sondern nach Und. Und gerade dieser Mix, dieses Zusammenspiel mache sie dann zur Spezialistin bei HLB Stückmann, bei den BKS Rechtsanwälten, auf die sich Regina Schmidt über all die Jahre immer verlassen konnte.
 

„WIR KÖNNEN ALLE FRAGEN BEANTWORTEN, HABEN IMMER AUSGEWIESENE FACHLEUTE, DIE ICH BEFRAGEN KANN. DAS SCHÄTZEN UNSERE MANDANTEN – UND ICH.“


So verbindet Regina Schmidt mit dem fortschreitenden Wachstum von HLB Stückmann nur Positives. Jetzt ist die Zeit des Fragens, des Prüfens und Beratens allerdings vorbei. „Mit 67 Jahren ist Schluss. Das habe ich mir fest vorgenommen und das setze ich auch um“, sagt Regina Schmidt, und es macht den Eindruck, dass sie gespannt ist, was jetzt auf sie zukommt. „Ich habe keine Liste, die ich abarbeiten will. Nicht mal Dinge, die ich mir für den Ruhestand vorgenommen habe. Aber ich weiß: ich habe seit 1979 durchgehend und in Vollzeit gearbeitet.

Jetzt ist, wenn ich das so sagen darf, auch mal Zeit, zu ernten, mehr an mich zu denken, der Radfahrund Wanderleidenschaft stärker nachzugehen.“ Während der Zeiten von Corona im Homeoffice habe sie sich irgendwie schon gedanklich auf den Ruhestand vorbereiten können. „Wenn ich bei mir zu Hause in Lemgo gesessen und aus dem Fenster geschaut habe, fragte ich mich doch manches Mal: Muss ich jetzt eigentlich arbeiten?“ Beantwortet hat die gebürtige Bielefelderin das natürlich immer mit einem Ja. Aber nachgedacht hätte sie schon darüber. Und so konnte sie sich schon da gut vorstellen, zum 31. Dezember 2022 den Schreibtisch leer zu räumen, die Schlüssel abzugeben. Wobei es gar nicht so viel leer zu räumen gibt. „Wir arbeiten ja bei HLB Stückmann nahezu papierlos. Da steht noch ein Schrank mit ein paar Ordnern in meinem Büro, aber der ist schnell durchgeschaut und wegsortiert“, erzählt Regina Schmidt. Viel wichtiger sei es da schon, alle Mandanten über ihren Schritt in persönlichen Gesprächen zu informieren und auch mögliche Nachfolger vorzustellen. „Natürlich entscheidet am Ende jeder Mandant für sich, wer ihn zukünftig prüfen und beraten soll. Aber ich will wenigstens eine Empfehlung aussprechen und habe mir genau überlegt, wer von meinen Kolleginnen und Kollegen zu wem passen würde.“ Fehlen? Werde ihr vor allem das Prüfen. Weil sie da eben nicht nur die nackten Zahlen, sondern das Unternehmen in seiner Gesamtheit vor sich gehabt hätte. „Das reizte mich immer am meisten.“ Auch wenn sie ja eigentlich nie Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin werden wollte. Und das jetzt ja auch nicht mehr ist.