Im Gespräch mit Dr. Hüttemann

Gestern. Heute. Morgen.

2022

Mein erstes Gehalt
lag bei 1.000 D-Mark

Wer den 80-jährigen Dr. Ulrich Hüttemann bei HLB Stückmann trifft, hat nicht das Gefühl, dass er schon lange zu den ehemaligen Mitarbeitern zählt. Das ist wenig erstaunlich, der Mann aus dem Sauerland mit dem grau-weißen Haar ist offiziell erst 2019 – mit 78 Jahren! – ausgeschieden.

40 Jahre lang war er Partner bei HLB Stückmann, davon 20 Jahre lang Seniorpartner, „wobei das ja keine besondere Leistung ist. Das ist man einfach, weil man der Älteste ist und die Jüngeren einen noch dulden“, erzählt Dr. Hüttemann und muss selbst lachen. Sein gesamtes Berufsleben verbrachte er in ­Bielefeld bei HLB Stückmann, auch wenn er die Stadt anfangs gar nicht kannte. „Ich bin im Sauerland aufgewachsen, habe in Münster studiert und promoviert und bewarb mich nur bei Dr. Stückmann, weil ich einen Studien­freund in Bielefeld besuchen wollte und damals die Anfahrt zum ­Vorstellungsgespräch bezahlt wurde“, erzählt Dr. Hüttemann.

Als er am 1. Oktober 1968 seine Stelle in Bielefeld antrat, war ihm klar, dass aus dem wenige Wochen zurückliegenden Besuch in Bielefeld und aus dem Vorstellungsgespräch etwas entstehen könnte, das Bestand in seinem Leben haben würde. „Hier war es genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Das Team war überschaubar, die Mandanten waren größere mittelständische Unternehmen, nicht zu klein und nicht zu groß. Die Aufgabenstellung entsprach genau meinen Vorstellungen, bestand nicht aus Buchführung oder dem Ausfüllen einfacher Steuererklärungen, sondern aus der Beratung und Prüfung interessanter und angesehener Unternehmen. Da passte alles.“ Selbst das Einstiegsgehalt hatte ihn nicht von der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag abgehalten. 1.000 D-Mark standen dort als Gehalt, „da hat mein Vater, selbst Unternehmer, mich gefragt, ob ich mir das allen Ernstes antun wolle. Denn das war auch für damalige Verhältnisse sehr wenig“, so Dr. Hüttemann heute.

Doch er vertraute auf sein Können, auf die Perspektiven und die Zusagen von Dr. Stückmann – und sollte Recht behalten. „Es hat nur ein Jahr des sehr intensiven Einarbeitens gedauert und schon war ich von meiner Arbeit und meinen Zukunftsaussichten überzeugt“, erzählt der Mann, der Dr. Stückmann später davon überzeugte, sein Unternehmen und den Gesellschaftsvertrag zu öffnen und kontinuierlich weitere Partner aufzunehmen. „Das war am Ende der entscheidende Faktor für unser stetiges, organisches Wachstum und unseren wirtschaftlichen Erfolg.“ Denn so konnten Spezialisten und neue Partner aufgebaut oder von außen geholt werden, die den neuen Mandanten jederzeit zur Verfügung standen. Die Beratung der Mandanten war immer etwas intensiver, etwas familiärer als bei den großen Mitbewerbern. „Wir waren und sind einfach sehr nah an den von uns betreuten Unternehmen sowie ihren Gesellschaftern und kennen sie in- und auswendig“, weiß der 80-Jährige.

Folgerichtig arbeitete Dr. Hüttemann bald nicht nur im Unternehmen, sondern auch an der Entwicklung des Unternehmens. Und fand in Dr. Stückmann erst einen Chef, dann einen Partner, der ihn gewähren ließ, der ihm vertraute. Dennoch war zunächst nicht vorhersehbar, wie groß und erfolgreich HLB Stückmann werden sollte. „Natürlich wussten wir, dass die von uns betreuten Unternehmen wachsen würden und wir mitwachsen mussten. Aber die Dimensionen waren uns damals noch nicht klar.

“Charakteristisch für HLB Stückmann war aber schon damals, dass sich die Berater angesichts der Größe der Mandanten nicht so sehr um Buchführung und den steuerlichen Kleinkram kümmern mussten. Mich und uns hat es immer fasziniert, wenn echtes Fachwissen und Erfahrung gefragt waren, wenn es nicht um Massenarbeit ging, sondern Themen wie die Internationalisierung oder steuerliche Betriebsprüfungen uns herausforderten“, so Dr. Hüttemann.

Dazu brauchte es immer wieder Spezialisten und erfahrene Kollegen, denen man die Partnerschaft zumindest in Aussicht stellen musste und das auch tat. Auch der Beitritt in das internationale HLB-Netzwerk war hier wichtig – und wurde von Dr. Hüttemann initiiert. Zeit für das Akquirieren neuer Mandate blieb dabei zunächst nicht. Das war aber auch viele Jahre lang nicht notwendig. „Die im Studium gelernten Begriffe Akquise und Marketing brauchte ich zu der Zeit nicht einzusetzen“, erzählt Dr. Ulrich Hüttemann, „denn unsere qualifizierte und engagierte Arbeit, insbesondere im steuerlichen Bereich, führte dazu, dass interessante und ­große Mandate gehalten werden und neue Mandate durch Empfehlung ­gewonnen werden konnten.“ Sich selbst bezeichnet er als proaktiven Berater. „Man muss schon den Unternehmer und das Unternehmen verstehen, steuerliche Rechtsprechung, Gesetzgebung und Literatur genau verfolgen, über die zukünftige Entwicklung nachdenken und zum richtigen Zeitpunkt ein wenig forsch sein, die Risiken aber genau abwägen“, so sein Erfolgs­geheimnis. Zu seiner Firmenphilosophie gehörte es auch, dass man mit zunehmendem Alter Verantwortung weitergibt.

„Wenn man so will, habe ich schon ab ca. 45 Jahren Verantwortung und Mandate auf jüngere Kollegen übertragen und nur noch in Sonderfragen mitgewirkt. Dadurch hatte ich dann auch die Zeit, Mandate zu akquirieren und mich mit ihnen zu beschäftigen“, erklärt er das kontinuierliche Wachstum.

Eigentlich wollte er mit 67 Jahren allmählich in den Ruhestand gehen. „Als ich in der Zeit mal ein paar Wochen zu Hause war, wurde es meiner Frau aber zu stressig. Ich wollte überall mitmachen, wollte organisieren, etwas unternehmen und verreisen – das wurde ihr bald zu viel und sie meinte, ich könne ruhig noch etwas arbeiten gehen.“ Lange bitten ließ sich Dr. Hüttemann nicht, dann saß er relativ regelmäßig wieder an seinem Schreibtisch. „Gleichzeitig erhielt ich ein neues, anspruchsvolles Mandat, das für mich noch einmal eine besondere Herausforderung darstellte. In den folgenden zehn Jahren habe ich dieses Mandat auf einen jüngeren Partner übergeleitet.“ In dieser Zeit konnte er bei den anderen Mandaten mit seinem Wissen aus der Vergangenheit noch häufig aushelfen. „Letztlich haben es mir die Kollegen ermöglicht, dass ich meine Arbeitsintensität kontinuierlich abbauen konnte.“ Der Übergang in den Ruhestand fiel ihm daher leicht, „zumal mir die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie dabei behilflich waren, den Drang, wie gewohnt ins Büro zu gehen, abzubauen“, ergänzt Dr. Hüttemann.

In einem anderen Bereich ist es allerdings nicht so planmäßig verlaufen. „Ich bin ja leidenschaftlicher Skifahrer und stehe seit 75 Jahren auf den beiden Brettern. Eigentlich wollte und will ich noch mit meinen Enkeln fahren, aber meine Frau sieht das leider anders“, so der Ruheständler. Sie scheint ihren Grund zu haben, noch nach seinem 73. Lebensjahr haben drei Sportunfälle dazu geführt, dass er nunmehr insgesamt 33 Schrauben und drei implantierte Platten in seinem Körper mit sich herumträgt. Trotzdem hofft der 80-Jährige immer noch, dass er „vielleicht doch noch einmal auf die Skier kommt“.

Wir ziehen Bilanz

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Herr Dr. Hüttemann, wenn Sie Ihren Blick nach vorne richten, was glauben Sie, sind die Herausforderungen, die HLB Stückmann in den kommenden Jahren meistern muss?

Dr. Hüttemann: Es werden aus meiner Sicht neben den allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen und sonstigen Ereignissen im Wesentlichen drei Aspekte sein, die unsere Zukunft stark beeinflussen. Das sind die Digitalisierung, die weitere Globalisierung und der demografische Wandel. Dadurch werden sich zusätzliche Beratungsfelder eröffnen und qualifiziertes Personal wird gesucht sein. Das Ganze kommt für uns aber nicht überraschend, sondern begleitet uns schon über viele Jahre. So kann sich HLB Stückmann professionell auf diese Herausforderungen vorbereiten, die ja unsere Mandanten genauso wie uns treffen. Unsere Aufgabe ist es, hier Schritt zu halten, im besten Fall sogar immer einen Schritt voraus zu sein. Wir haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass wir das gut können und so bin ich optimistisch, dass dieses auch für die bevorstehenden Entwicklungen gilt und wir qualitativ und  kapazitätsmäßig auch zukünftig sehr gut aufgestellt sind.