Im Gespräch mit Karin Stückmann-Küchler

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2022

Ein Interview mit Karin Stückmann-Küchler

Ihr Name verrät, dass ihre Wurzeln bei HLB Stückmann tief in die Firmenhistorie reichen. Im Gespräch verrät Karin Stückmann-Küchler, wie es dazu kam, dass sie in das Unter-nehmen einstieg und wie sich ihr Nachname auch heute noch in ihrer Arbeit auswirkt.

Frau Stückmann-Küchler, wie groß sind die Fußstapfen Ihres Vaters, in die Sie getreten sind?

Karin Stückmann-Küchler (KSK): Generell hat es mein Vater schon sehr gerne gesehen, dass ich hier ins Büro gekommen bin; vorgeschrieben hat er es mir aber nicht. Er hat eher gesagt, wenn mir gar nichts Besseres einfallen würde, dann könnte ich darüber nachdenken, sei-nen beruflichen Weg einzuschlagen. (lacht) Er war ein echter Familien- und Traditionsmensch und hat sich natürlich gefreut, dass eines seiner vier Kinder tatsächlich in seine Fußstapfen tritt.

Und war er stolz auf Sie?

KSK: Ja, das war er. Aber er war ein echter Ostwestfale, so richtig zeigen oder gar darüber reden konnte er nicht. Aber da gab es diese Handschläge, dieses Anschauen, das mir schon ganz deutlich gezeigt hat, dass da Stolz mitschwang, als er wusste, dass ein Teil seiner Familie in gewissem Sinne sein Werk fortführen würde.

War es für Sie denn immer klar, dass Sie Steuerberaterin werden wollten?

KSK: Ja und nein. Als Kind oder Jugendliche wusste ich gar nicht so genau, was mein Vater eigentlich machte. Wenn da eine meiner Freundinnen fragte, konnte ich nicht so wirklich Auskunft geben. Irgendwie hat es mich dann aber doch fasziniert und neugierig gemacht. Aber nach dem Abitur habe ich erst einmal ganz klassisch eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert. Das machte man damals so – und ich bin zum ersten Mal so richtig mit Zahlen und auch Steuern in Kontakt gekommen. Da habe ich gemerkt, dass das schon etwas für mich sein könnte. Gleichzeitig fühlte sich die Zeit während und nach der Ausbildung auch so an, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte und sollte. Also habe ich mir gedacht: ich steige noch tiefer in das Thema Steuern ein und suche mir einen Studienort, an dem ich schon im Grundstudium die steuerlich relevanten Themen belegen kann. So bin ich dazu gekommen, in Nürnberg BWL zu studieren. Und das hat mir so gut gefallen, dass ich im Hauptstudium die klassischen Fächer wie Prüfungswesen, Gesell-schaftsrecht und Steuern belegt habe, die man hier bei HLB Stückmann gut und täglich gebrauchen kann.

Ging es für Sie direkt nach dem Studium hierher nach Bielefeld?

KSK: Nein, das wollte ich nicht und das hat auch mein Vater sehr unterstützt. Ich wollte erst einmal etwas anderes kennenlernen, frische, andere Luft schnuppern, wenn Sie so wollen. Also ging ich für zwei Jahre nach Frankfurt, ehe ich hier in Bielefeld angefangen habe.

Wie sind Sie dann hier eingestiegen?

KSK: Am 1. April 1995 bin ich ins Büro gekommen und habe zunächst als Prüfungs- und Steuerassistentin eine breite Grundlage für meine Tätigkeiten im Büro erhalten. In 1998 habe ich mein Steuerberaterexamen absolviert und als mein Vater gerade in 1998 einige Anteile an Jungpartner verkaufte, hat er auch Anteile an mich verkauft, natürlich zu den gleichen Konditionen wie auch bei den anderen neuen Partnern. Damit war ich die erste Partnerin, wohingegen gerade diese Branche zu dieser Zeit sehr von Männern geprägt war. Diese Rarität steigerte sich noch, als ich meinem Vater eröffnete, dass ich nicht nur Karriere machen, sondern auch eine Familie gründen wollte. Kinder großzuziehen und gleichzeitig hier zu arbeiten war in seinen Augen etwas, das er sich zunächst nicht vorstellen konnte. Da er aber selbst ein absoluter Familienmensch war, sah er ein, dass es sich wohl kombinieren lassen müsste. (lacht)

Sind Sie ein Zahlenmensch?

KSK: Die Zahlen stehen für mich nicht im Vordergrund. Natürlich geht es auch bei mir darum, Steuererklärungen zu erstellen oder ungefähre Einschätzungen abzugeben – und damit auch um Zahlen. Aber meine Hauptaufgabe ist es, Unternehmen zu begleiten, dafür zu sorgen, dass sie gegenüber dem Finanzamt den Rücken frei haben und sich auf die Unternehmensführung konzentrieren können. Da spielen konkrete Zahlen eher eine unter-geordnete Rolle, andere Dinge und Fähigkeiten sind viel wichtiger.

Können Sie Ihr Aufgabenfeld noch ein wenig konkretisieren?

KSK: Es liegt vor allem in der Betreuung von Familienunternehmen. Dazu muss man vielleicht auch wissen, dass es in meiner Familie einige Unternehmen und Gesellschafter gibt, die ich von Anfang an mitbetreut habe. Meine Stammmandanten sind also manches Mal familiär angeknüpft und ich betreue sie zusammen mit einem Team von Kollegen und Kolleginnen. Mein Schwerpunkt ist neben der laufenden Beratung auch die Nachfolgeberatung. Häufig geht es um die Übertragung von Beteiligungen, Grundstücken und sonstigen Vermögensgegenständen. Dabei ist es mal wichtig, Gesellschaften zwischenzuschalten, aufzulösen und Gesellschaftsverträge sowie Testamente entsprechend anzupassen. Am wichtigsten ist es aber, für die Familien eine gute Lösung zu finden, mit welcher alle gut leben können und mögliche spätere Zwistigkeiten schon möglichst im Vorfeld ausgeräumt werden. Ein weiterer Schwerpunkt sind Immobilien- und Einheitsbewertungen. Aktuell rollt mit der Grundsteuerreform eine Welle von Immobilien-Neubewertungen dadurch auf uns zu, die ich maßgebend für unser Büro begleite.

Wie haben Sie denn Familie und Beruf unter einen Hut bekommen?

KSK: Wenn man wie ich erst eine Ausbildung macht, dann studiert und dann sein Steuerberaterexamen absolviert, dann ist das insgesamt schon ein sehr langer Zeitraum, den man mit seiner gesamten Ausbildung verbracht hat. Dann will man dies auch beruflich nutzen und brennt darauf, in der Praxis tätig zu werden. Ich habe damals, als unsere Kinder noch klein waren, Arbeit wie Freizeit angesehen. Hier konnte ich einmal wirklich ungestört arbeiten – das hatte schon einen hohen Stellenwert für mich. Jeder, der Kinder hat, weiß, wovon ich spreche. Kleinen Kindern kann man nicht sagen, dass man etwas bis zur nächsten Woche erledigt, Mandanten Gott sei Dank schon. Das Weiterarbeiten war mir wichtig und ließ sich organisieren, selbst als mein Mann beruflich in Wuppertal arbeitete und nur am Wochenende zu Hause war. Ich konnte in diesen entscheidenden Jahren auf die Unterstützung meiner Mutter und meiner Tante zählen, was ein unschätzbarer Vorteil war. Heute sind meine Kinder aus dem Haus und ich kann mich sehr stark auf die beruflichen Herausforderungen einstellen.

Werden Sie heute noch, wenn neue Kolleginnen, Kollegen oder Mandanten auf Sie zukommen, darauf angesprochen, dass Sie ja, wenn man so will, Teil der Gründerfamilie sind, da Sie den Unternehmensnamen im Nachnamen führen?

KSK: Ja, gelegentlich schon. Ab und zu wird es gerne gesehen, dass hinter unserem Namen auch noch eine natürliche Person und eine Familie steht, obwohl wir inzwischen eine so große Kanzlei sind. Das ist irgendwie auch typisch ostwestfälisch, typisch auch für unsere Mandanten und hat sicherlich einen gewissen Charme.

Gibt es eigentlich etwas, das Sie sich von Ihrem Vater abgeschaut haben und hier fortführen?

KSK: Es gibt etwas, das heute nicht mehr möglich ist, mich aber damals fasziniert hat und das Unternehmen wie ich meine bis heute prägt. Mein Vater legte großen Wert darauf, die Post für alle zu öffnen und zu verteilen. Damals gab es neben dem telefonischen Anruf auch noch keine anderen Wege, uns zu erreichen. (lacht) Wichtige Dinge kamen also immer per Post. Damit wusste er über alle Vorgänge Bescheid und jeder Kollege, jede Kollegin wusste, dass einmal am Tag die Chance bestand und die Zeit da war, um sich mit meinem Vater darüber – oder auch noch einiges mehr – zu unterhalten. Und das haben viele auch genutzt, es war wie ein Jour fixe, auf den man sich verlassen konnte. Das ist heute natürlich nicht mehr vorstellbar; es ist aber eine Grundidee, die ich doch sehr schön fand. Mein Vater war immer gut erreichbar und diese Mentalität prägt noch heute unser Haus.

Wie sehen Sie die Zukunft von HLB Stückmann?

KSK: Ich sehe HLB Stückmann weiterhin als zentralen Ansprechpartner in allen steuerlichen und damit zusammenhängenden rechtlichen Themen für mittelgroße, häufig familiengeführte Unternehmen und ihre Gesellschafter in OWL, aber auch darüber hinaus. Unsere Mandanten wachsen und behaupten sich unter sich stets ändernden Bedingungen. Wir wollen sie dabei unterstützen und ein guter und zuverlässiger Partner sein. Daher passen auch wir uns an den stetigen Wandel an.

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Und unsere Erfolgsgeschichte ist nicht 90 Jahre alt, sondern vor allem jung und auf eine lange Zukunft ausgerichtet. In diesem Sinne: feiern und lesen Sie mit.

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