Nachhaltigkeit

Ein hervorragender Wert

 

Peter Frieß ist Fachmann für das gesamte Gebiet der Nachhaltigkeit. Als Gründer, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens Fokus Zukunft betreut und berät er viele Unternehmen, die sich für ihren CO2-Ausstoß und dessen mögliche Reduzierung und Kompensation interessieren. Bei Fokus Zukunft hat HLB Stückmann den Standort Bielefeld unter die „grüne Lupe“ genommen. Im Gespräch erklärt er, wie genau dies aussieht und welch ein erstaunliches Ergebnis dabei herausgekommen ist.

 

Herr Frieß, kommt es generell häufig vor, dass Dienstleister aus dem Bereich Steuern bei Ihnen vorstellig werden und eine Nachhaltigkeitsstrategie in Auftrag geben?

Peter Frieß: Als Laie denkt man bei unserer Tätigkeit, bei unserem Leistungsangebot natürlich erst einmal daran, dass bei uns die Schwerindustrie anklopft und fragt, wie sie ihren immensen CO2-Ausstoß reduzieren kann. Aber das ist tatsächlich nicht weit genug gedacht. Heute ist das Thema Nachhaltigkeit eines, das nahezu alle Unternehmen umtreibt. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass auch Dienstleister aller Branchen bei uns anklopfen.

Liegen die Gründe dafür vor allem in dem Interesse an Nachhaltigkeit der Unternehmensinhaber?

Peter Frieß: Ich glaube, auch das muss man differenziert betrachten. Natürlich ist einem Unternehmer bzw. der Unternehmensleitung daran gelegen, nicht in Misskredit zu geraten und sich möglichst nachhaltig aufzustellen. Wir stellen aktuell auch fest, dass viele Unternehmen gerade unter dem Eindruck der Energiekrise dem Thema sehr große Aufmerksamkeit widmen. Aber es gibt auch einen gewichtigen monetären Hintergrund.

 
 

Wer heute im Bereich Nachhaltigkeit selbst Leistungen verkaufen möchte, der wird natürlich schnell von einem potenziellen Kunden gefragt: Wie halten Sie es mit dem Thema? Da wäre es peinlich, mit den Achseln zucken zu müssen. Es ist, denke ich, ein Mix aus alledem. Das Thema Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde, da will man nicht als Unternehmen von gestern wirken. Gleichzeitig möchte niemand des Greenwashings bezichtigt werden. Wenn dann noch – wie bei der Wirtschaftsprüfung – das Thema CSRD, also die Berichtspflicht zur eigenen unternehmerischen Nachhaltigkeit, aktuell wird, dann ist es nur folgerichtig, sich mit der eigenen Klimabilanz auseinanderzusetzen.

Wie läuft so etwas generell ab?

Peter Frieß: Zuerst wird immer in Stufe eins der CO2-Fußabdruck des Unternehmens errechnet. Dafür braucht es viele Fakten, viele Antworten auf unsere Fragen. Da ist viel Mitarbeit des Unternehmens gefragt und gefordert, ehe wir hier eine genaue Analyse bieten können.

Und wie bei HLB Stückmann im Speziellen?

Peter Frieß: Das Ergebnis hat uns wirklich sehr erstaunt. Wir rechnen normalerweise mit einem CO2-Ausstoß pro Jahr und Mitarbeiter von zwei Tonnen. Hier in Bielefeld wurde nun mit 1.04 Tonnen ein absoluter Spitzenwert erreicht. Das hat uns selbst erstaunt. Wir betreuen mehr als 1.800 Kunden und selbst branchenübergreifend ist dies ein Wert, den wir nur sehr selten als Ergebnis unserer Berechnungen zu Gesicht bekommen.

Was sind die Gründe für diesen Spitzenwert?

Peter Frieß: Wir haben sehr schnell festgestellt, dass HLB Stückmann schon seit Langem sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit legt. Hier wird schon lange ausschließlich Ökostrom genutzt. Auch der Anschluss an das sehr gute Fernwärmenetz in Bielefeld wirkt sich sehr positiv aus. Es hilft natürlich auch der Umstand, dass HLB Stückmann über keine eigene Fahrzeugflotte verfügt. Generell gibt es hier wenig Reisetätigkeit, was zu dieser sensationellen Bilanz führt.

Man könnte als Unternehmen auf die Idee kommen, dass man sich auf einem solchen Wert ausruht, dass man ja schon weit vorne liegt.

Peter Frieß: Das könnte man sicherlich machen – aber das ist ganz sicher nicht die Einstellung von der Unternehmensleitung, so wie ich sie kennengelernt habe. Der CO2-Fußabdruck ist immer eine Momentaufnahme, an der man stetig arbeiten muss. Und es geht bei einer Nachhaltigkeitsstrategie nicht darum, sich zurückzulehnen, sondern darum, immer besser zu werden. Und das ist auch das Bestreben bei HLB Stückmann. Das läuft meist zweigleisig, wenn das Ziel die Klimaneutralität des eigenen Unternehmens ist. Auf der einen Seite versucht man, seinen CO2-Ausstoß – ganz gleich, wie gut und gering er schon ist – weiter zu reduzieren. Und andererseits kann man durch den Kauf von Klimazertifikaten den dann noch bestehenden Rest ausgleichen.

 

Unterstützte Projekte

Warum haben wir uns für DIESE Projekte entschieden? Wir wollen Projekte fördern, die aus unserer Sicht greifbar und sinnhaft sind. Die Ablösung von fossilen Energieträgern (Gas, Öl, Kohle) durch Windkraft-Anlagen, so wie bei beiden Projekten in Südafrika und Mauretanien,  ist ein wichtiger Schritt um die Energieversorgung in diesen Ländern sicherzustellen/auszubauen und gleichzeitig ökologisch-nachhaltige Energiequellen wirtschaftlich interessant zu machen. Die Auswahl der Projekte erfolgte überdies mit unserem professionellen Partner in Sachen Nachhaltigkeit.

 

Konnten Sie HLB Stückmann bereits konkrete Tipps geben, wie die weitere Reduzierung geschafft werden kann?

Dietmar Engel: Wir sind aktuell dabei, nach der Bestimmung des CO2-Ausstoßes die weiteren Schritte zu besprechen. Ein Mittel kann es sein, noch mehr Mitarbeitende dazu zu bewegen, die Fahrt zur Arbeit klimaneutraler zu gestalten. Dafür gibt es verschiedene Wege, die wir gerade diskutieren. Wichtig ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen, wie wichtig dem Unternehmen im Ganzen die Nachhaltigkeit, die eigene Klimaneutralität ist. Das motiviert dann meist auch jeden Einzelnen, seinen Beitrag dazu zu leisten. Parallel dazu gibt es viele weitere Möglichkeiten, die motivierend wirken und den Umstieg auf Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen.

Das klingt ein wenig so, als betreibe man als Unternehmen eine Art „Ablasshandel“. Wie seriös und vertrauenswürdig sind solche Klimazertifikate?

Peter Frieß: Ich glaube, dass auch hier die landläufige Meinung und Wahrnehmung an der Realität vorbeigeht. Nach dem Klimaschutzabkommen von Kyoto ist es das erklärte Ziel, dass Unternehmen sich an nachhaltigen Projekten meist in der dritten Welt beteiligen können, um ihren CO2-Ausstoßzu kompensieren. Das ist ja an sich eine sehr gute Sache. Rund 8.000 solcher Projekte gibt es aktuell, bei denen sich das Unternehmen genau überlegen und aussuchen kann, welche es finanziell unterstützen will. Anbieter sind hier drei sehr renommierte Institutionen; die UN, der WWF Gold Standard und Verra. Alle Projekte werden ständig überprüft, da gibt es wirklich nur ein verschwindend geringes Restrisiko, das kaum messbar ist.

Herr Frieß, kommt es generell häufig vor, dass Dienstleister aus dem Bereich Steuern bei Ihnen vorstellig werden und eine Nachhaltigkeitsstrategie in Auftrag geben?

Peter Frieß: Als Laie denkt man bei unserer Tätigkeit, bei unserem Leistungsangebot natürlich erst einmal daran, dass bei uns die Schwerindustrie anklopft und fragt, wie sie ihren immensen CO2 -Ausstoß reduzieren kann. Aber das ist tatsächlich nicht weit genug gedacht. Heute ist das Thema Nachhaltigkeit eines, das nahezu alle Unternehmen umtreibt. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass auch Dienstleister aller Branchen bei uns anklopfen.

Und wie wählt man das richtige Zertifikat aus?

Peter Frieß: Das ist natürlich sehr unterschiedlich. Wir raten dazu, sich unterschiedliche Fragen zu stellen. Was möchte ich unterstützen? Also eher Regenwald erhalten oder etwa Mülldeponiegase auffangen? Da gibt es wirklich vielfältigste Möglichkeiten und Angebote. Gleichzeitig sollte man sich fragen, wo man geografisch sein Geld einsetzen möchte. Auch da können wir beratend zur Seite stehen, entscheiden tut am Ende natürlich das Unternehmen.

Wie geht es jetzt konkret bei HLB Stückmann weiter?

Peter Frieß: Erklärtes Ziel ist es, dass HLB Stückmann in Bielefeld bereits 2023 die Klimaneutralität erreicht. Das ist ein großes Ziel, bei dem ich aber optimistisch bin, dass es erreicht wird. Generell sollte man wissen, dass das Thema Nachhaltigkeit für und in Unternehmen keines ist, das man einmal angeht und dann abhakt. Wir raten zum Beispiel dazu, den CO2-Fußabdruck in einem festgelegten Rhythmus – am besten alle zwei Jahre – feststellen zu lassen. Und auch bei den Zertifikaten gibt es Handlungsbedarf. Es gibt Projekte, die irgendwann abgeschlossen sind und dann beginnen Suche und Entscheidung erneut.